Testo: Konstantin Wecker. Die sadopoetischen Gesänge des Konstantin Amadeus Wecker. Mein Linker Arm.
Ich habe meinen linken Arm in Packpapier gepackt
und hab ihn nach Paris geschickt.
Am 3. Mai zur Nacht hab ich ihn abgehackt,
denn ich bin so verliebt.
Es klebt noch nasses Blut dran, doch das stort mich nicht,
das trocknet schnell und riecht auch ganz superb.
Nonette freut sich sicher, denn ich glaube nicht,
da? oft ein linker Arm versendet wird.
Zuerst wollt ich ihr meinen Fu? kredenzen,
doch heute wei? ich, das pa?t nicht so gut.
Sie will mit dem Geschenk bestimmt die Wand bekranzen,
am besten hangt da doch ein Arm mit Blut.
Nonette liebt mich, weil ich so besonders bin,
weil ihr nur das Besondere gefallt.
Und wenn es stimmen wurde, was der Arzt sagt, da? ich spinn,
dann schenkte ich ihr noch die ganze Welt.
Den andern Madchen gab ich Fingerkuppen
und unter Glas ein Stuckchen meiner Haut.
Doch einmal hat mir eine dieser Puppen
Perversitaten wirklich zugetraut.
Drum hab ich lange Zeit der Liebe ganz entsagt
und habe meinen Leib fur mich behalten.
Das sag ich ehrlich, da? ich das nicht mag,
wenn mich die Leute fur versponnen halten.
Da kam Nonette. Vom ersten Augenblick,
als ich den scharfgeschnittnen Eckzahn sah,
war ich in dieses Madchen irr verliebt
und wu?te, da? sie was Besondres war.
Sie hat mich gleich verstanden, und ich wei?,
da? sie mich wirklich so liebt, wie ich bin,
und weil sie?s will, geb ich ihr mit Verschlei?
das ganze Sosein meines Korpers hin.
Ich habe meinen linken Arm in Packpapier gepackt
und hab ihn nach Paris geschickt.
Am 3. Mai zur Nacht hab ich ihn abgehackt,
denn ich bin so verliebt.
Sie liebt mich, und das wei? ich ganz genau,
da? sie mir meine gro?e Liebe glaubt.
Und weil sie mich versteht, schenk ich der Frau
zu Ostern, wie Jochanaan, mein Haupt.
Wecker, Konstantin
Die sadopoetischen Gesänge
Wecker, Konstantin
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